Während des 2. Weltkrieges wurde auch die Stadt Euskirchen in Mitleidenschaft gezogen. Am 29. September 1944 prasselten 350 schwere Bomben auf die Stadt und zerstörten hauptsächlich das Verkehrszentrum der Stadt, welches zugleich eine wichtige Bahnverbindung zwischen Nord-Süd und Ost-West darstellte. Viele Euskirchener verließen daraufhin die Stadt.
Kaplan Kellermann war einer von denen, die in der Stadt blieben. So haben ihn die Euskirchener in Erinnerung: Sie beschreiben ihn als jemanden, der auf die Menschen zuging und für die Menschen da war.
Während der Bombenangriffe brachten die Menschen sich in Luftschutzbunkern in Sicherheit, während um sie herum die Stadt zerstört wurde. Nach der Entwarnung musste das Leben weitergehen, die Toten geborgen und die Verletzten gerettet werden. Kaplan Kellermann hatte sich dem Sanitätstrupp angeschlossen und leistete so als einer der Ersten nach dem Bombardement Hilfe. Er suchte nach Verschütteten und Verwundeten. Versorgte sie zusammen mit der Feuerwehr, stand Sterbenden bei oder suchte in den Trümmern nach den Habseligkeiten der Menschen.
Am 2. Februar 1945, knapp einen Monat vor dem Kriegsende in Euskirchen, wurde er während eines Luftangriffs schwer verletzt. Als der Bombenhagel von mehr als 40 Bomben einsetzte, wollte sich Theodor Kellermann noch in den Keller seines Hauses flüchten, als er von einem Granatsplitter in den Rücken getroffen wurde.
Nach der Bombardierung wurde erste Hilfe geleistet. Auf einem Karren auf Stroh gebettet wurde Kellermann in den Erlenhof gebracht und operiert. Auch wenn er nach der Operation noch wieder zu sich kam, starb er doch am Vormittag des 3. Februars auf Burg Kirspenisch an den schweren Darmverletzungen, die der Splitter verursacht hatte.
Gedenken
Die Menschen haben Theodor Kellermann und seine Taten nicht vergessen. In zahlreichen Zeitungsartikeln fand er Erwähnung. So wurde u.a. an seinem 10. Todestag ein langer, illustrierter Beitrag in der Kölsche Rundschau veröffentlicht oder 1985 in der gleichen Tageszeitung an ihn unter der Überschrift „So starb der Held von Euskirchen“erinnert.
Euskirchen selbst hat zehn Jahre nach seinem Tod deine Straße nach ihm benannt und 1975 schließlich eine Schule – unsere Schule.
Alles, was dieser Priester geleistet hat, liegt weit hinter uns. Er hat anderen Menschen geholfen und sich selbst dabei nicht geschont. Auf diese Weise hat er mitten in einem schlimmen Krieg mitgeholfen, dass das Leben weiter möglich war.
Weil unsere Schule seinen Namen trägt, sollten wir uns fragen: Was hat dieser Mann geleistet, das uns ein Vorbild sein könnte?
Wenn man ihn heute fragen könnte, was er damals in den letzten Kriegsmonaten in Euskirchen, Besonderes geleistet habe, dann würde er wahrscheinlich mit Unverständnis reagieren. Vielleicht würde er fragen: „Was habe ich denn geleistet? Ich habe doch nur getan, was ich leisten konnte und was getan werden musste!“
Damit war er das, was die Menschen damals schon ihn ihm gesehen haben: „Er war kein Kaplan, er war ein Mensch“ und damit kann dieser ganz alltägliche Theodor Kellermann für jeden von uns ein Vorbild sein. Wir können uns sofort dutzende Alltagssituationen vorstellen, in den wir helfen können. Nur manchmal ist diese Hilfe unbequem. Man müsste jemandem etwas von seiner Zeit schenken. Man müsste etwas leisten, wofür man keine Bezahlung erhält. Man muss für andere da sein, die Hilfe brauchen.
So ist Theodor Kellermann, dessen Namen unsere Schule trägt, für die Gesellschaft eine Verpflichtung. Er soll uns ständig daran erinnern, dass es immer jemanden gibt, der unsere Hilfe nötig hat. Er kann uns eine ständige Mahnung sein: Geht mit offenen Augen durch die Welt und passt auf, wo andere euch brauchen.
nach Mohr, Wolfgang (ehemaliger Schulleiter der Kaplan-Kellermann-Realschule): Theodor Kellermann. Euskirchen 2004