Altes Handwerk – Neue Kunst

(ein Folgeprojekt von ZISCH)

Altes Handwerk – Neue Kunst, Wissensträger werden Warenträger

Das Projekt fußt auf dem bekannten Projekt „ZISCH“ (Zeitung in der Schule). „ZISCH“ ist fest im Lernprogramm der Kaplan-Kellermann-Realschule in Euskirchen verankert und bringt den Schülerinnen und Schülern den täglichen Umgang mit diesem Printmedium nahe. Diesem Projekt ein zweites Projekt folgen zu lassen lag nahe, da das Material Zeitungspapier reichlich vorhanden ist und sich für ein Recyclingprojekt anbietet. Aus diesem Material können Körbe und Utensilien für die Aufbewahrung von Dingen aller Art hergestellt werden, die in ihrem Anspruch modernem Design entsprechen, und auf der Grundlage der alten Handwerkstechnik des Korbflechtens nun als Recyclingprodukt nachhaltig produziert werden können.

Um dem Material Papier näher zu kommen, besuchte der Kunstkurs der Stufe 9 der Kaplan-Kellermann-Realschule mit der Fachlehrerin Petra Lüssem und der Sonderpädagogin Alina Gegel zunächst das Papiermuseum in Düren. Dort lernten die Schüler/innen die Papierproduktion früher und heute kennen und begannen, die Produktionsabläufe hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu bewerten. Dabei lernten die Schüler/innen außerdem Möglichkeiten hinsichtlich ihrer Berufswahl kennen.

Um nun Körbe aus Zeitungspapier herstellen zu können, mussten die Schülerinnen und Schüler außerdem die alte Handwerkstechnik des Korbflechtens kennen lernen und teilweise erlernen, so dass die Produktion der Körbe erst möglich wurde. Das wurde unter anderem bei der Durchsicht alter Bücher und moderner mehrsprachige Tutorials aus dem Internet möglich. Gleichzeitig entwickelte sich bei den Schüler/innen die Wertschätzung dieses Handwerks. Es wurden Überlegungen angestellt,

warum dieses Handwerk hier beinahe ausgestorben ist, in anderen Ländern aber weiter für die Lebenserhaltung der Menschen dort wichtig ist. Die Erfahrung des langwierigen Produktionsprozesses und die Überlegungen zur Bezahlung der Arbeit in Billiglohnländern weltweit sollten die Schüler/innen für die wirtschaftlichen globalen Zusammenhänge sensibilisieren und sie nicht nur ihre Position als Konsumenten überdenken lassen, sondern auch ihr Bewusstsein für die Chancen und Herausforderungen in der globalen Welt entwickeln.

Während die einen das recherchierte Wissen auf Plakaten dokumentierten, begannen andere schon mit der Produktion der Zeitungsröhrchen aus Zeitungsstreifen. Bevor die Schüler/innen die unterschiedlichsten Körbe flechten konnten, mussten diese Röhrchen noch eingefärbt werden, natürlich mit umweltfreundlichen Farben auf Wasserbasis. Die Haltbarkeit der fertigen Korbwaren wurde nach dem Flechten durch abschließende Lackierung mit lösungsmittelfreiem Lack gesichert.

Der Kunstkurs von Frau Lüssem wurde für dieses Projekt mit interessierten Schüler/innen aus anderen Klassen aufgestockt. So erhielten in dieser extrem heterogenen Lerngruppe Schüler/innen verschiedener Altersgruppen, unterschiedlicher Sprachniveaus (z.B. geringe Deutschkenntnisse) und mit verschiedenen Förderschwerpunkten die Möglichkeit,  gemeinsam zu arbeiten und voneinander zu lernen, ohne die eigenen Schwächen als Hindernis zu empfinden. Sie konnten stattdessen die Möglichkeit erkennen und nutzen, von der Stärke der anderen zu profitieren, und sich gegenseitig zu akzeptieren. So hatten alle Beteiligten die Chance, auf den unterschiedlichen  Lernebenen Erfolgserlebnisse zu haben.

Ihre nachhaltig produzierten Körbe aus den recycelten Zeitungen wollen die Schüler/innen beim bundesweiten Schulwettbewerb  zur Entwicklungspolitik „Alle für eine Welt – Eine Welt für alle“ mit dem diesjährigen Thema „Meine, deine, unsere Zukunft?!“ einreichen und sie hoffen, dass ihr zukunftsfähiger Beitrag dort anerkannt wird.